Vom Racer zum Röster: Sauser und seine neuen Horizonte | Ride MTB

Vom Racer zum Röster: Sauser und seine neuen Horizonte

Christoph Sauser galt als der Perfektionist unter den Mountainbike-Profis. Sein Perfektionismus aber auch seine Leidenschaft für den Sport und den Genuss bringt Sauser nun in seinem neuen Beruf zum Ausdruck – dem Rösten von Kaffee. Der frühere Cross-Country-Weltmeister entschied sich somit gegen die Arbeit bei Specialized und für seine Firma «Horizonte Coffee Roasters».

Als Rennfahrer bereitete sich der 42-jährige Berner jeweils akribisch auf die grossen Wettkämpfe vor und war stets bestrebt auch beim Material das Beste herauszuholen. Wer ihn etwas besser kennenlernen durfte, der weiss: Der nach aussen asketisch wirkende Sauser war schon damals ein grosser Geniesser – von wochenlangen Trail- bis hin zu verschiedensten Gaumenfreuden. Seine Spitzensportler- wie auch seine kulinarische Seite prägten also seine berufliche Zukunft. Dass sich seine kulinarische Ader durchsetzt, hätte Sauser damals wohl selbst nicht erwartet.
 

Gegen den Traumjob entschieden

Fest verschweisst mit Specialized, war für Sauser noch während seiner sportlichen Laufbahn sicher, dass er danach für seinen Sponsor arbeiten wird. Tatsächlich blieb er nach seinem Übertritt ins «normale» Berufsleben bei der High-End-Marke aus Morgan Hill. Zu 100 Prozent als Performance Manager angestellt, kümmerte sich Sauser um verschiedenste Belange des Cross-Country-Teams. «Für mich war das ein cooler Übergang, vom Profidasein so ins zu Berufsleben zu wechseln», blickt er zurück.
 
Dann aber bekam Christoph Sauser intern eine neue Stelle angeboten: Global Marketing Manager. Was für viele Mountainbiker nach einem Taumjob klingt, war für den ihn zu politisch, zu bürokratisch und: «In diesem Job wird viel geredet und es wird wenig handfest produziert.»
 
Halbe Sachen waren noch nie Sausers Ding. Und, um etwas bewegen zu können, wäre auch ein Umzug in die USA nach Morgan Hill nötig gewesen.
«Schon immer bin ich gerne mein eigener Chef gewesen und wollte etwas interessantes aufbauen. Dank dem Druck aus Morgan Hill, meine Komfortzone zu verlassen, habe ich mich dann entschieden etwas ganz anderes zu machen.»

Cape Epic 2019 Sauser

Nicht mehr als Performance Manager sondern als Ambassador für Specialized führte Christoph Sauser dieses Jahr seinen Race-Partner Simon Andreassen (links) in die Kunst des Cape-Epic-Fahrens ein. Foto ©Shaun Roy

Der neue «Horizont»

Weshalb einer der erfolgreichsten Mountainbiker der Geschichte zum Kaffeeröster wird, lässt sich nicht nur mit einem ausgeprägten Geniesser-Gen erklären. Im Vergleich zu den bikenden Hobby-Baristas ist Christoph Sauser ein Kaffee-Gelehrter. Das zeigt sich unter anderem darin, dass er sich selber Filterkaffee brüht. Der Kaffee, der durch die Papiertüte floss, ist der letzte Schrei unter den Kaffee-Aficionados. Und das mit Recht, findet Sauser: «Diese Vielfalt an Aromen, die ein Top-Kaffee hat, die holt man mit der Siebträgermaschine nicht aus den Bohnen heraus.» Im Übrigen seien die meisten italienischen Kaffeemischungen viel zu stark geröstet und Espresso sei ein Konzentrat das viel weniger komplexes Geschmackserlebnis zulasse.
 
Kaffee ist für den Berner inzwischen mehr als ein professionell betriebenes Hobby. Er ist seine berufliche Zukunft. Ein Rennen in Kolumbien, mitten im Kaffeeanbaugebiet, weckte sein Interesse, weiter als bis zur schmackhaftesten Röstmischung zu blicken. «Ich habe ein Jahr lang gelesen, Kurse besucht und ausprobiert und dank den super Beziehungen aus Kolumbien konnte ich vor Ort kleine abgelegene Kaffeebauern besuchen und nun ihre ausgezeichneten Rohbohnen importieren.»

Sauser Kaffeerösterei Horizonte 2019

Sauser röstet die Rohbohnen (links) für die verschiedensten Brühmethoden. Foto ©José Crespo
 
Kaffee ist seine neue Leidenschaft, und das beinhaltet für Sauser mehr als nur das Rösten. «Ich glaube an den direkten und fairen Handel, Innovation und Perfektion. Horizonte verbindet Kaffeeliebhaber mit Kaffeebauern, deren Geschichten wir kennen und in die wir gerne investieren.»
 
Die Kaffeebohnen aus Äthiopien und Kenya importiert Sauser hingegen über einen Händler von Spezialitätenkaffee in England.
Diese verarbeitet er in Leysin (VD). Dort hat er im vergangenen Winter seine eigene Rösterei aufgebaut, eine Verpackungsstrasse eingerichtet und einen Online-Shop programmieren lassen, der ab dem 15. April 2019 betriebsbereit ist.

Sauser Kaffeerösterei Horizonte 2019

Sein eigener Chef und «Mädchen für alles». Sauser mag die Vielseitigkeit seines neuen Berufs. Foto ©José Crespo

Markentreu und Zielgerichtet

Als Botschafter ist er weiterhin für Specialized, als Coach oder auch an Etappenrennen unterwegs. Mit «Horizonte Coffee Roasters» aber ist er einer neuen Herausforderung gefolgt. Nun will er möglichst viele Leute für seinen Spezialitätenkaffee gewinnen. Für Einsteiger habe er gutmütige Sorten, mit denen es leicht sei, einen guten Kaffee zu machen. Und wer sich in die höhere Kunst emporgearbeitet hat, findet bei Sauser ebenfalls adäquate Bohnen.
 
Seine Entscheidung stimmt Christoph Sauser glücklich: «Genaugenommen arbeite ich mehr als zuvor. Mit den vielseitigen Aufgaben die dieser Beruf mit sich bringt, taugt mir das aber sehr. Zudem ist die berufliche Selbstständigkeit dem Rennfahrerdasein gar nicht so fern: Es geht hoch und runter, aber im Endeffekt muss der rote Erfolgsfaden immer nach oben gehen.»

Sauser Kaffeerösterei Horizonte 2019

Ein «Happy Camper» trotz mehr Arbeit: Sauser passt seine Rolle als Röster. Foto ©José Crespo

www.horizontecoffee.com