Ein grosser Schaufler und zwei grosse Schnauzen sind neu in der MTB Hall of Fame | Ride MTB

Ein grosser Schaufler und zwei grosse Schnauzen sind neu in der MTB Hall of Fame

Mountainbike Hall of Fame Marin Museum of Bicycling

Die Mountainbike Hall of Fame hat eine interessante Wahl getroffen: Die neusten Mitglieder der Ruhmesliste sind ein deutscher Trailbauer und zwei Fahrer, die mit ihrer grossen Schnauze den Sport geprägt haben oder dies immer noch tun.

In die Hall of Fame aufgenommen zu werden, ist der Ritterschlag für jede Mountainbikerin und jeden Biker. Die ersten Namen auf der inzwischen über 170 Namen umfassenden Liste sind jene der Gründer-Generation, die in den 1970ern auf dem Mount Tamalpais in Kalifornien das Mountainbiken in die Welt gesetzt haben. Die MTB Hall of Fame ist sozusagen das Unesco Welterbe der Bike-Bewegung.

Die weiteren Hall of Farmer haben den Sport technisch vorangebracht, als Medienschaffende, Aktivisten, Veranstalter, Trailbauer oder als Fahrer geformt. Zwei Schweizer sind bis jetzt auf der Liste: Thomas Frischknecht und Hans Rey. Letzterer ist inzwischen Teil des Komitees, das jedes Jahr bestimmt, wer aufgenommen wird. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis Nino Schurter aufgenommen wird. Vielleicht muss er erst zurücktreten, was bei Thomas Frischknecht jedoch nicht der Fall war: Seit 1999 gehört er dazu. Da setzte er gerade zu seiner erfolgreichen zweiten Karrierehälfte an.

Diddie Schneider: Wegbereiter

2023 ist mit Diddie Schneider einer der bedeutendsten Trailbauer Europas gewürdigt worden. Er ist für den Bikepark in Livigno verantwortlich und für mehrere der ersten Trail-Konzepte in Deutschland wie Bischofsmais, für die Downhill-Strecke in Willingen, wo in den Nullerjahren Weltcup-Rennen stattgefunden haben oder zuletzt für das 400-Kilometer-Trailprojekt Green Trails. Er ist der erste europäische Trailbuilder in der Hall of Fame, es gibt aber schon eine Handvoll Berufskollegen aus den USA und Australien in der Halle des Ruhms.

Rob Warner: Die grosse Schnauze des Rennsports

Rob Warner ist der erste Brite, der ein Downhill-Weltcup-Rennen gewonnen hat. Sein einiges erfolgreicherer Landsmann Steve Peat hat ihn aber als bekanntesten Racer des Vereinigten Königreichs verdrängt. Peat ist denn auch – obwohl jünger – schon etwas länger Mitglied der Hall of Fame, nämlich seit 2018. Warners Ruhm gründet viel mehr auf seiner zweiten Karriere als Kommentator und Moderator von Mountainbike-Rennen und diversen weiteren Medienprodukten. Das Handwerk der Rennen Kommentierens ist mit ihm erwachsen geworden. Noch immer ist er mit viel Emotion dabei, aber das Gebrüll aus seinen Anfängen hat er in den Zehnerjahren gelassen.

Danny Harts unglaublicher WM-Lauf in Champéry 2011 hätte nicht einen solchen Kultstatus erlabt, wären die beiden Kommentatoren Rob Warner und Nigel Page nicht dermassen ausgerastet. Im Video unten ist Warner der Mann im Hintergrund.

Shaun Palmer: Punk und Weltklasse-Athlet

Wer den Downhill-Rennsport schon etwas länger verfolgt, genauer seit den 1990ern, der kann sich an einen Mann erinnern, der wie eine Deathmetal Band in einem Pfadilager einschlug: Shaun Palmer. Der US-Amerikaner war bereits höchst erfolgreicher Boardercross-Fahrer. Wie damals üblich gab er auch partymässig alles. Das reichte ihm irgendwann nicht mehr und er begann 4-Cross und Downhill-Rennen zu fahren. Und zwar so richtig. Mit seinen Motocross-Klamotten, seinen Tattoos und seiner Rockstar Attitude provozierte er. Aber er war eben auch verdammt schnell. In seiner zweiten Renn-Saison wurde er 0,15 Sekunden hinter Über-Downhiller Nico Vouilloz (10x DH-Weltmeister, Hall of Farmer seit 2013) WM-Zweiter. Im Winter fuhr er weiterhin Boardercross und nahm feiernd Hotelzimmer auseinander, während seine DH-Konkurrenz Aufbautraining machte.

Palmer hat sich ein paar Jahre später wieder anderen Aktivitäten zugewendet, und unter anderem Motocross- und Skicross-Rennen gewonnen. In der MTB Hall of Fame ist er der Fahrer, der den Punkrock in den Gravity Sport brachte, ihm den Baggy Style verpasste und ausserdem zeigte, was möglich ist, mit genug Talent, absoluter Furchtlosigkeit und trotz eines ernsthaften Alkohol- und Drogenproblems.


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